Die Geschichte um Kain und Abel und den ersten Mord der Menschheitsgeschichte – und der Literaturgeschichte – wird im 4. Kapitel des Buches Genesis in etwa so beschrieben:
Nach der Vertreibung aus dem Paradies hatten Adam und Eva zwei Söhne: den Erstgeborenen Kain und seinen jüngeren Bruder Abel. (Später bekam Eva noch einen dritten Sohn; Set hat mit dieser Geschichte jedoch nichts zu tun.)
Kain wurde Ackerbauer, Abel wurde Hirte. Eines Tages wollten sie Gott ein Opfer bringen. Abel, ein sehr gottesfürchtiger Mensch, schlachtete sein bestes Lamm und verbrannte es auf seinem Opferaltar.
Kain war zwar auch gläubig, vertraute aber eher auf das Werk seiner eigenen Hände. Dementsprechend nahm er es mit der Qualität seiner Opfergaben nicht sehr genau. Dies hatte zur Folge, dass Gott Abels Opfer wohlwollend annahm, das von Kain jedoch verweigerte. Als Kain dies sah, wurde er sehr wütend. Er rief seinen Bruder wieder zu sich aufs Feld und erschlug ihn.
Als ihm seine Tat bewusst wurde, floh er voller Panik vom Tatort. Als er kurze Zeit später auf Gott traf, fragte dieser ihn: „Kain, wo ist dein Bruder Abel?“ Kain antwortete patzig mit einer Phrase, die in unseren allgemeinen Sprachgebrauch übernommen wurde: „Bin ich denn der Hüter meines Bruders?“
Doch Gottes Frage war natürlich nur von rhetorischer Natur. Er hatte Kains Bluttat beobachtet und verbannte ihn – jedoch nicht, ohne ihn zuvor zu brandmarken: das so genannte Kainsmal sollte Kain für alle Zeit als Mörder zu erkennen geben. Doch auf Kains Flehen hin nahm Gott das Mal später wieder von ihm, so dass Kain eine Familie gründen konnte. (Am Rande sei bemerkt, dass einer seiner vielen Enkel – Tubal-Kain – passenderweise der Stammvater der Schmiede wurde.)
Kain und Abel in Emil Broch‘s Logo
Auf den Rasiermessern der – von mir so bezeichneten – „Kain-Abel Logo Edition“ ist eine Zeichnung abgebildet, die trotz ihrer geringen Größe sehr detailreich ist: Hier ist zu sehen, wie Kain nach dem Brudermord vom Tatort flieht, während Abel tot auf dem Boden liegt.
Im Hintergrund sind die beiden Opferaltare zu sehen. Während der Rauch von Abels Altar senkrecht zum Himmel aufsteigt, wird der Rauch von Kains Altar unmittelbar vom Wind zur Seite fortgeweht. Mit diesem künstlerischen Stilmittel soll verdeutlicht werden, dass Gott Kains Opfergaben verweigert.