»Kain-Abel«

Die Marke “Kain-Abel” ist zweifelsfrei das bekannteste Warenzeichen aus dem Hause Emil Broch. Bis heute sind mindestens 20 unterschiedliche Modelle in über 30 Varianten im Netz aufgetaucht. Zusätzlich entwarf Emil Broch unter dieser Marke scheinbar mehrere Spezialmodelle und Sonderanfertigungen für Privatleute und Friseursalons.

Es existieren Standardmodelle ohne Griff-Inschriften, dafür in unterschiedlichen Zelluloid-Ausführungen. Einige ältere Modelle sind mit einer Art Siegel auf Griff und Klinge ausgestattet und tragen den gravierten Zusatz “Schutzmarke” auf der Klinge.

Eine weit verbreitete Edition nenne ich die “Logo-Edition”. Auf den Griffen dieser Reihe (mindestens sechs unterschiedliche Exemplare sind bisher bekannt) prangt ein sehr detailreiches Logo, welches Kain’s biblischen Brudermord an Abel darstellt. Es ist nicht bekannt, ob Emil und Willy Broch sich dieses Motiv selbst ausdachten, oder ob sie hierfür einen anderen Künstler engagierten.

Die zweifelsfrei bekannteste Serie ist jedoch die “Kain+Abel Special”-Reihe. Bisher sind allein 10 unterschiedliche Modelle bekannt, auf deren Griff der edle Schriftzug “Kain+Abel Special” zu lesen ist. Bemerkenswert ist bei dieser Reihe, dass der Bindestrich aus der registrierten Wortmarke “Kain-Abel” in der Griff-Gravur durch ein Pluszeichen ersetzt wurde!

Dieses ist zweifellos die beliebteste Edition aus der Manufaktur von Emil Broch. Die Klingenbreite war hier – wie bei fast allen Kain-Abel Modellen – grundsätzlich 5/8 Zoll, es kamen jedoch diverse hochwertige Klingenstähle zum Einsatz. Einer war der Böhler Extra Stahl meines eigenen ersten Emil Broch Rasiermessers. Bei einem anderen Modell wurde Sheffield Silver Steel benutzt. Die Verwendung eines solchen Spezialstahls kennzeichnete Emil Broch grundsätzlich durch eine entsprechende Erl-Gravur.

Eine komplette Aufstellung aller bisher bekannten Modelle finden Sie im Kain-Abel Register.

Absatzmarkt

Die deutschen Inschriften und Packungs-Aufschriften auf den älteren Modellen dieser Marke lassen darauf schließen, dass Kain-Abel zunächst für den deutschen Markt entwickelt wurde. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Emil und Willy Broch bald die wachsende Beliebtheit der Marke dahingehend nutzten, dass sie auch internationale Absatzmärkte erschlossen. Auch die heutige weltweite Verbreitung der Kain-Abel Modelle lässt darauf schließen, dass diese Marke in späteren Jahren hauptsächlich international vertrieben wurde.

Verpackung und Zertifikat

Die Schachteln der Rasiermesser von Kain-Abel wurden grundsätzlich aus Pappe gefertigt und waren zweigeteilt. Das häufigste Motiv auf dem längeren Hauptteil der Schachtel war das oben erwähnte Bildlogo, flankiert auf der linken Seite durch das große Wort KAIN, und auf der rechten durch das Wort ABEL. Darunter stand in kleinerer Schrift wiederum links vom Logo TRADE, und rechts MARK. Auf der kleineren Kappe, die auf den Hauptteil geschoben wurde, stand im Normalfall in großen Buchstaben das Wort SOLINGEN.

Vermutlich wurde jedes Exemplar von Kain-Abel mit einem ovalen, ca. 4×2 Zentimeter großen Echtheits-Zertifikat ausgeliefert. Diese goldene Papp-Plakette wurde mit einem gelb-goldenen Band an das Messer gebunden. Das kleine Zertifikat zeigte beidseitig ebenfalls das bekannte Logo, wiederum links und rechts flankiert durch die Wörter KAIN und ABEL. Der Zusatz TRADE MARK stand hier jedoch leicht gebogen unterhalb des Logos.

Während die Pappschachteln von vielen bisher in Erscheinung getretenen Rasiermessern noch immer vorhanden sind, existieren heutzutage scheinbar nur noch vereinzelt die Echtheits-Plaketten.

Die Wortmarke Kain-Abel

Es bleibt vermutlich für immer ein Geheimnis, warum die Familie Broch ausgerechnet die biblische Geschichte um Kain und Abel als Namensgeber für ihre bekannteste Wortmarke wählten – eine Kriminal-Story über den ersten Mord in der Geschichte der Menschheit. Aber wenn man den ungleich größeren Erfolg dieser Rasiermesser im Vergleich zu den Modellen der Elsine und Bromeso Serien betrachtet, scheint die Namenswahl goldrichtig gewesen zu sein. Biblische Motive waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ohnehin sehr beliebt bei Solinger Messerfabrikanten.

In jedem Fall kam sowohl bei der Kain-Abel Logo Edition, als auch auf den Pappschachteln die bereits oben erwähnte Zeichnung zum Einsatz, auf der Kain soeben seinen Bruder erschlagen hat und das Weite sucht.

Für Interessierte gibt es an dieser Stelle eine Nacherzählung der biblischen Geschichte um die beiden Brüder, verbunden mit einer Erklärung und Deutung des betreffenden Logos.