»Elsine«

In der chronologischen Abfolge liegen die Rasiermesser der Marke Elsine vermutlich zwischen Bromeso und Kain-Abel. (Es ist aber natürlich möglich, dass Emil Broch zwei oder sogar alle drei Marken parallel produziert hat. Bisher gibt es über die genauen Produktionsjahre keine Anhaltspunkte.)

Aus der Produktpalette der Elsine Rasiermesser stechen vor allem zwei Serien heraus. Die erste trägt als Klingenätzung den großen Schriftzug „The Elsine Razor – Double German Hollow Ground – Registered“. Die zweite Serie verfügt über ein Klingen-Ornament mit dem Schriftzug „Elsine Premier – Registered“ und der Erl-Gravur „Finest Sheffield Steel – Forged and Real Hollow Ground in Germany“. Beide Serien haben – dies unterscheidet die Elsine Rasiermesser von den beiden anderen Broch-Marken – eine sehr breite Klinge von 7/8 Zoll und wurden bereits mit unterschiedlichen Griffvarianten entdeckt (elfenbeinfarben, schwarz, Schildpatt-Imitat).

Neben diesen beiden Serien, die Emil Broch offensichtlich in größerer Stückzahl vertrieben hat, treten hin und wieder auch einzelne andere Modelle in Erscheinung. Von Modell 272 ist bisher nur die Klinge bekannt, die den goldenen, mit Ornamenten verzierten Schriftzug „Solingen“ aufweist. Auf dem Erl ist „272 Elsine Solingen“ eingraviert.

Außerdem ist eine Griffvariante in Erscheinung getreten, die auf elfenbeinfarbenem Untergrund den goldenen Schriftzug „Elsine“ in einer lang gestreckten Raute aufweist. Kurioserweise ist das einzige bekannte Exemplar dieses Modells mit einer Klinge von Kain-Abel ausgestattet. Ob die Zusammensetzung der beiden Komponenten von einem späteren Besitzer oder direkt von Emil Broch durchgeführt wurde, ist leider nicht bekannt.

Als weitere kuriose Tatsache möchte ich hier erwähnen, dass etwa ab den dreißiger Jahren (nachweislich spätestens ab 1937) auch Rasierklingen unter dem Markennamen Elsine Blades auftauchten. Zunächst war ich mit hundertprozentiger Sicherheit davon ausgegangen, dass diese nichts mit dem Markennamen von Emil Broch zu tun hatten weil sie aus Großbritannien stammten. In der Zwischenzeit habe ich jedoch ältere Exemplare im Netz gesichtet, auf deren schwarz-weißer Verpackung Made in Germany aufgedruckt war. Dies änderte sich scheinbar erst zu einem späteren Zeitpunkt zu Made in England auf einer blau-weißen Verpackung. Ich gehe aktuell davon aus, dass Emil Broch diese Rasierklingen zunächst selbst in Auftrag gab und die Marke später an eine britische Firma verkaufte. Da mittlerweile  interessanter Weise auch Rasierklingen der Marke Bromeso gesichtet wurden, dauern meine Recherchen diesbezüglich noch an. 

Eine komplette Aufstellung aller bisher bekannten Modelle finden Sie im Elsine Register.

Absatzmarkt

Die Elsine Messer scheinen von Anfang an für den internationalen Vertrieb gefertigt worden zu sein. Die englische Schreibweise der bereits genannten Hauptserien “The Elsine Razor” und “Elsine Premier” sprechen in jedem Fall für einen englischen Absatzmarkt, ebenso die Nutzung des Stahls aus Sheffield beim Premier-Modell.

Die Wortmarke Elsine

Der Ursprung des Wortes Elsine ist leider nicht so offensichtlich wie bei Bromeso. Es könnte jedoch sein, dass es sich auch hier um ein zusammengesetztes Kunstwort handelt. Daher war ich zunächst davon ausgegangen, dass Emil und Willy Broch hier zwei Frauennamen miteinander kombiniert haben könnten. In der Zwischenzeit fand ich jedoch heraus, dass Willy Brochs Frau Elfriede Broch-Ehlenbeck* war, und dass Emil Broch um die Jahrhundertwende Martha Heidelberg heiratete.

Eine zweite Möglichkeit ist, dass Elsine als Koseform benutzt wurde. Der Name wurde in der Vergangenheit offensichtlich auch als Erweiterungsform von Else oder Elsa benutzt. Sollte sich herausstellen, dass Emil Broch eine Tochter – und Willy somit eine Schwester – mit diesem Namen hatte, dürfte die Marken-Herkunft somit ebenfalls geklärt sein. Meine Recherchen in dieser Richtung dauern noch an. (In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Elfriede und Willy Broch eine Tochter namens Helga hatten, die später einen Herrn Wagner heiratete. Vielen Dank an Hans und Tim Ehlenbeck für diese Info.)


* Ein Doppelname war zur damaligen Zeit zwar eher unüblich, aber Elfriede Ehlenbeck war die Tochter des Firmengründers des Solinger Fuhrgeschäftes Ehlenbeck und wollte daher womöglich ihren bekannten Namen nicht abgeben. (Die Spedition besteht noch heute, und zwar in der vierten Generation.)