Das Ende des Ersten Weltkriegs war für die Solinger Messerindustrie ein doppelter Grund zur Freude. Denn trotz der schwierigen Rezessionsjahre erfuhr insbesondere die Rasiermesserindustrie einen regelrechten Boom. Barthaare bedeuteten plötzlich für viele Menschen eine böse Erinnerung an die “ungepflegte” Zeit auf den Schlachtfeld. Doch diese Zeit wollten die Menschen am liebsten vergessen. Als Konsequenz daraus wagten in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts viele Solinger Männer mit Schmiedeerfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit und gründeten eigene kleine Manufakturen für Rasiermesser.
Einer von ihnen war Emil Broch, der bereits etwa im Jahre 1908 zusammen mit seinem Partner August Woop die Rasiermesser-Schleiferei Broch & Woop mit Sitz in der Schaafenmühle gegründet hatte. (Weitere Infos zu diesem Unternehmen sind hier zu finden.)
Emils Sohn Willy Broch wurde am 1. Dezember 1904 geboren. Ob er direkt seit der Firmengründung 1924 – also mit 20 Jahren – Teilhaber seines Vaters wurde, ist noch nicht sicher. Im Adressbuch von 1931 wird er aber bereits zusammen mit Emil Broch als Inhaber des Unternehmens geführt. Da Willy Broch Kaufmann von Beruf war, war diese Familien-Kooperation eine gewinnbringende Kombination für das junge Unternehmen.
Der Handelsregister-Eintrag
Am 10. April 1924 wurde die Emil Broch Stahlwarenfabrik in das Handelsregister der Stadt Solingen eingetragen, und zwar in das Blatt 928 der Abteilung A (HRA).*
Im Zuge der Zusammenlegung der Amtsgerichte Remscheid, Solingen und Wuppertal wurde die Eintragung am 9. Mai 1961 umgeschrieben auf das Blatt HRA 5230 des Amtsgerichts Wuppertal. Als alleiniger Inhaber der Rasiermesserfabrik war zwischenzeitlich der Einzelkaufmann Willy Broch eingetragen worden.
Am 22. Juli 1968 wurde die Firma dort schließlich als erloschen gekennzeichnet. Leider liegen beim Amtsgericht keine weiteren Dokumente (wie Anmeldungen, Schriftverkehr etc.) mehr vor. Alle mit dem Unternehmen verknüpften Unterlagen des Haupt- und Sonderbandes wurden bereits in Jahre 1979 vernichtet.
* Interessanterweise startete genau einen Monat später die allererste Messe in den soeben neu errichteten Kölner Messehallen. Auf der Frühjahrsmesse wurden unter anderem auch Eisenwaren angeboten. Leider sind nur wenige Ausstellerverzeichnisse aus der Vorkriegszeit erhalten geblieben, und in diesen konnte das Unternehmen Emil Broch nicht gefunden werden (genauso wenig wie im Unternehmensarchiv der Leipziger Messe). Die zeitliche Nähe der Unternehmensgründung und der ersten Kölnmesse kann insofern auch ein Zufall sein, ich halte es aber zumindest für möglich, dass Emil Broch sein Unternehmen speziell für eine Teilnahme an der Frühjahrsmesse registrieren ließ.